Das geschieht tatsächlich genau so, es ist wie eine Art Berufung. Die Buhlschaft wird von einem Gremium, bestehend unter anderem aus dem Regisseur, in diesem Fall Robert Carsen, ausgewählt. Das überlegt sich, was Sinn ergibt, auch bezogen auf die Wahl des „Jedermann“, das ist ja eine Konstellationsbesetzung. Und letztendlich bekommt man dann einen Anruf mit dem Angebot.
War es ein Traum von Ihnen, diese Rolle einmal zu spielen?
Ja, tatsächlich schon! Ich weiß noch, ich saß damals mit Caroline Peters (spielte die Buhlschaft im Jahr 2020, Anm. d. Red.) im Café, und sie erzählte, dass sie diesen Anruf bekommen hatte und ihr alle gratulieren, und ich dachte mir: Wow, das muss so unglaublich sein. Aber ich habe mich nicht getraut, mir das für mich auszumalen, ich habe gar nicht in Betracht gezogen, dass das überhaupt passieren könnte. Ich war wirklich überrascht.
Fühlt es sich erdrückend an, so ein Erbe anzutreten?
Natürlich wird man nervöser, wenn man sich diese Legacy anschaut und sich beweisen möchte, aber ich versuche wirklich, es eher als Ehre und Inspiration zu betrachten, mich da einreihen zu dürfen. Es würde mir auch das Erlebnis kaputt machen, wenn ich mich zu sehr damit auseinandersetze, was die Leute von mir erwarten. Ich möchte mich lieber auf die konkrete, inhaltliche Auseinandersetzung vorbereiten.
Wie bereiten Sie sich auf die Salzburger Festspiele vor?
Erst einmal lese ich das Stück wieder und wieder und gehe damit wortwörtlich spazieren. Ich versuche, über das Gesprochene und die Bilder, die dabei aufkommen, nachzudenken. Und ich versuche, über den Zustand der Welt im aktuellen gesellschaftspolitischen Kontext nachzudenken und wie man das verbinden kann. Diese Bühne in Salzburg bietet die Möglichkeit und auch die Aufgabe, dass sich Traditionen und Zeitgeist treffen. Meine schauspielerische Arbeit kann dafür ein Sprachrohr sein. Zudem bin ich auch eine große Verfechterin davon, dem Probenprozess möglichst offen zu begegnen. So kann bei den Proben etwas Unmittelbares zwischen meinen Spielpartner:innen und mir entstehen.