#9 „Parthenope“ von Paolo Sorrentino (offizieller Wettbewerb)
In der griechischen Mythologie war Parthenope eine Sirene, ein Fabelwesen, das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt. Sie war in Odysseus verliebt, stürzte sich ins Meer und ertrank, als ihr Gesang den Helden nicht betören konnte. Ihr Körper wurde in Neapel angespült, wo sie verehrt wurde. In Paolo Sorrentinos neuem Film ist Parthenope eine Frau – aber ist sie eine Sirene? Der Film wird als ein „weibliches Epos ohne Heldentum, aber mit einer Liebe zu Freiheit, Neapel und der Liebe“ beschrieben.
Mit „Parthenope“ kehrt der Filmemacher Paolo Sorrentino nach Cannes zurück. Er war 2017 Mitglied der Jury und gewann 2008 den Preis der Jury für „Il Divo“, in dem er die politischen Aktivitäten von Giulio Andreotti und seiner Regierung 1991 bis zu seinem Prozess wegen des Vorwurfs der Mitschuld an den Mafia-Geschäften des Landes nachzeichnete.
#10 „Dog on Trial“ von Lætitia Dosch (Un Certain Regard)
Vordergründig ähnelt „Dog on Trial“ dem wohl denkwürdigsten Film der Filmfestspiele von Cannes 2023, „Anatomie eines Falls“ mit Sandra Hüller. Ein Gericht, ein Hund, zwei Regisseurinnen, die bereits in der Vergangenheit gemeinsam aufgefallen sind. Die Ähnlichkeiten enden hier jedoch. Lætitia Dosch, die hier zum ersten Mal hinter der Kamera steht, hat sich für eine Komödie entschieden, um die Geschichte des Hundes Cosmos zu erzählen, der dreimal wegen Beißattacken beschuldigt und zum Einschlafen verurteilt wurde. Eine Komödie, die im Laufe des Films immer mehr Emotionen weckt und, man wagt es zu sagen, Richtung Tragik tendiert.