Luisa Cerano zelebriert den Weltfrauentag mit einer Kollektion, die die Werke des Künstlers Amedeo Modigliani in einen neuen Kontext rückt
Der männliche Blick – in kaum einer Situation begegnet er weiblich gelesene Personen in ihrem Alltag nicht. Sogar bei einem entspannten sonntäglichen Besuch im Museum begleitet er die Besuchenden in Form von an der Wand installierten Werken und Raum einnehmenden Skulpturen. So verkaufen bereits verstorbene Künstlernamen wie Pablo Picasso oder Salvador Dalí Bildbände und Ausstellungstickets en masse, aber gleichzeitig immer noch ein mehr als fragwürdiges Frauenbild. Machtungleichgewichte oder das Objektivieren oder Fetischisieren des weiblich gelesenen Körpers sind Aspekte, die man bei der Betrachtung und Verhandlung der Kunstwerke von Namen wie diesen nicht außer Acht lassen sollte. So ist es mehr als erfrischend zu sehen, dass es anscheinend auch Ausnahmen gab.
Nach jüngsten Forschungen war der Maler, Zeichner und Bildhauer und einer der wichtigsten Namen des frühen 20. Jahrhunderts Amedeo Modigliani, einer von ihnen. So bewertet die neue Sonderausstellung „Modigliani. Moderne Blicke“ in der Staatsgalerie Stuttgart das Frauenbild Modiglianis neu und zeigt den Maler als Erzähler eines erstarkenden weiblichen Selbstbewusstseins in den Jahren vor und während des Ersten Weltkriegs. Auch Modiglianis Akte sind in diesem Kontext neu zu bewerten. Im Einklang mit der jüngsten Forschung wird deutlich, dass Modigliani seine Modelle nicht zu Objekten degradiert, sondern sich ihnen in einem von Gleichberechtigung geprägten Verhältnis nähert. Dieser neu diskutierte Blick ist nicht nur am heutigen Weltfrauentag von Relevanz, sondern an jedem weiteren Tag des Jahres ebenso.