„Es ist zum Sterben schön“, sagt Ihenacho und nimmt seine futuristische Balenciaga-Sonnenbrille ab. Wir beugen uns vor, um einen genaueren Blick auf die Perlen zu werfen, und mir fällt auf, dass es nicht sonderlich oft vorkommt, ein quietschendes Hundespielzeug in der einen Hand zu halten (und damit den wertvollen Besitz von Ralph, der französischen Bulldogge von „One of a Kind“) und ein unbezahlbares McQueen-Design in der anderen.

Ihenacho mit Sienna Miller

Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes hebt Chester ein zartes Prada-Shirt mit 3-D-Blumenmuster (Look 80, F/S 1992) aus einem Kleidersack. Es ist das nächste Stück auf unserer Must-see-Liste. „Mein Geschmack war immer eklektisch“, erklärt Ihenacho. „Ich gehöre zu den Menschen, die sich aus Spaß an der Freude in Schale werfen.“

Der heute 56-jährige Meisterarchivar wurde 1994 süchtig nach dem Sammeln, nachdem er auf dem Portobello Market zunächst Stücke von Vivienne Westwood, Yohji Yamamoto und Comme des Garçons aus seinem eigenen Kleiderschrank verkauft hatte. Bald brachte die Mundpropaganda Stylist:innen und später Supermodels zu seinem Stand. Darunter auch Naomi Campbell und Kate Moss, die Kleider tragen wollten, die sonst niemand hatte. 1996 eröffnete er sein erstes Geschäft in der Portobello Road 253, wo Moss die Vintage-Slip-Dresses kaufte, die ihr Markenzeichen wurden.

Victoria Beckham inmitten der Sammlung

Supermodel Naomi Campbell im Archiv

Zurück im Tresorraum, dreht sich das Gespräch um die Schätze, die derzeit ausgeliehen sind. Ihenacho besitzt eines von nur fünf handverzierten Haute-Couture-Schmetterlingskorsetts von Christian Lacroix von F/S 1996, die der Designer – ein schlafender Riese, der nach Aussage des Sammlers 2024 sein Comeback auf dem roten Teppich feiern wird – beim ikonischen Mr Pearl Atelier in Auftrag gab. Dann gäbe es da noch den voluminösen, von John Galliano entworfenen rosafarbenen Dior-Mantel von H/W 2003, den derzeit ein ehemaliger Coverstar der britischen VOGUE verwahrt. Ihenacho hofft, dass sie ihn behalten will. „Ich hatte sie im Sinn, als er bei mir eintraf“, sagt er.

Das rät Jefferson Ihenacho bei der Suche nach besonderen Vintage-Stücken

Ob die Jagd nach drei Jahrzehnten immer noch so aufregend ist wie damals? „Neue Stücke zu entdecken, von denen man nie gedacht hätte, dass es sie gibt, und die den Test der Zeit überstanden haben, ist überwältigend. Nichts freut mich mehr, als ein Design zu finden, das im Museum zu sehen sein wird oder bei genau der richtigen Person landet“, sagt Ihenacho und verweist auf den Entwurf aus der Absolvent:innen Kollektion beim Central Saint Martins von Galliano von 1984, das über „One of a Kind“ seinen Weg ins Costume Institute des Metropolitan Museum of Art fand.

Es sei jedoch nicht mehr so einfach wie früher, lange verschollene Werke der größten Modeschöpfer:innen der Geschichte ausfindig zu machen. „Früher konnte man auf Märkte gehen, auf denen die Händler:innen nicht wussten, was sie besaßen. Mein Rat an alle, die heute an einer Sammlung arbeiten, ist, nach den Designer:innen der Neunzigerjahre zu suchen, die die Nullerjahre nicht überlebt haben. Gehen Sie raus und entdecken Sie Dinge, die Ihnen gefallen; bemerken Sie, wie gut sie gemacht sind“, rät Ihenacho. „Wenn Sie wissen, wonach Sie suchen, werden Sie es finden.“

Ashley Scott, Bildhauerin

Ashley Scott trägt ein „Planète des Saintes“-Kleid von 1984 mit einem Vintage-Gürtel aus der Kollektion von H/W 1991, beides von Thierry Mugler

Haare: Tom Carl Make-up: Shelley Blaze Produktion: Diana Eastman Digitale Bildbearbeitung: Touch Digital

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