Rimowa schafft Klassiker, die sich ihrer Gegenwart anpassen

Nicht nur in Designkreisen heißt es häufig: Never change a running system. Grundsätzlich ist das ein vernünftiger Ansatz. Warum denn auch nicht? Sofern ein Konzept, Produkt oder Ablauf scheinbar perfekt funktioniert, kann man ruhig den inneren Optimierungsdrang unterdrücken, oder? Denn: Jede Veränderung birgt das Risiko, am Ende mit einem schlechteren Zustand bestraft zu werden als zuvor. Und im allerschlimmsten Fall sogar unumkehrbar. Die Probleme an diesem Weg liegen aber genauso offensichtlich auf der Hand wie die Vorteile: wo keine Bewegung, da keine Evolution. Und wo keine Evolution, da taucht früher oder später Langeweile auf – in der Mode zumindest. Denn während in vielen Bereichen der Welt Traditionen und Klassiker ganze Branchen antreiben, sind es in der Mode vor allem die neuen Dinge oder Comebacks, die das System am Leben halten und die Kassen klingeln lassen. Ja, alte Designs sind gut, aber ohne parallele Innovationen würden sie niemals so lange relevant bleiben. Sie existieren in einer Symbiose und beflügeln sich gegenseitig. Hat man diese Ambivalenz als Marke begriffen, steht der schwierigste Schritt bevor: die Umsetzung. Wie schafft man es, ikonische Designs erfolgreich weiterzuentwickeln? Viele Modehäuser sind an dieser Aufgabe bereits zerbrochen und verloren durch zu große Schritte entweder vollständig ihre Marken-DNA oder landeten mit zaghaften, beinahe öden Versuchen im Dornröschenschlaf.

Wie schafft man es, ikonische Designs erfolgreich weiterzuentwickeln?

Wie es richtig geht? Ein Blick auf Rimowa, die wohl berühmteste Koffermarke der Welt, liefert Hinweise. In der über 100 Jahre langen Geschichte des Unternehmens waren es stets die unvorhersehbaren Veränderungen, die langfristig dem immensen Erfolg die Tür öffneten. Begonnen hatte Rimowa nämlich 1898 mit Reisegepäck aus Holz, Jahrzehnte bevor Ende der 1930er-Jahre erstmals ein Schrankkoffer aus Aluminium das Werk in Köln verlassen hat. Damals noch in einer zeitintensiven Hammerschlag-Optik, bevor 1950 das heute legendäre Rillendesign in Serie ging. Die Innovationen in Balance mit der eigenen Geschichte sieht die Marke aber weniger als Einschränkung, sondern vielmehr als einzig richtigen Weg des Wachsens, so auch der CEO Hugues Bonnet-Masimbert. Dadurch entstand auch die Idee, dieses Jahr eine neue Kollektion von Aluminiumkoffern zu lancieren, die erstmalig wieder nicht die bekannten Rillen haben, sondern erneut eine Hammerschlagoberfläche erhalten: „Ich glaube, dass dieser Ansatz der Schlüssel zur Langlebigkeit der Marke ist. Es ehrt unser Erbe mit einem archivarischen Design. Die Verarbeitung ist bis ins kleinste Detail akribisch und enthält moderne Elemente, sodass diese neuen Koffer ein Begleiter sein können, wie unsere anderen Koffer auch.“ Auch auf die Frage, wie Rimowa versucht, den nächsten Coup in puncto Zeitlosigkeit zu landen, findet Bonnet-Masimbert den Schlüssel in der Veränderung: „Zeitlosigkeit ist oft das Ergebnis von Risikobereitschaft, wie im Fall unseres Aluminiumkoffers, der eine Branchenneuheit war. Wir haben diese Tradition fortgesetzt, indem wir bei der Produktentwicklung und beim Design experimentieren und Grenzen überschreiten. Die Funktionalität steht dabei jedoch an erster Stelle.“

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