Und wie schätzen Sie den zukünftigen Einfluss von KI auf Ihre Arbeit ein?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich lange gezögert, mich mit KI zu beschäftigen, weil es sich für mich so angefühlt hat, als würde man betrügen. Mittlerweile habe ich erkannt, dass es ein wertvolles Werkzeug sein kann, um Entwürfe zu verfeinern. Und es ist ein großartiges Recherchetool. Was es nicht ist: ein Ersatz für die eigene Kreativität oder die eigene Designpraxis.
Es heißt, „Diamonds are forever“. Was sind dann Kristalle?
Ich formuliere es um: Wenn Diamanten „a Girl’s Best Friend“ sind, dann sind Kristalle „an Entertainer’s Best Friend“. (lacht) Aber es stimmt schon, Kristalle sind das einzige Material, das es einem ermöglicht, auf der Bühne wirklich etwas zu bewirken. Dort geht es darum, das Licht einzufangen und zu nutzen, um eine großartige Show zu bieten. Eine, die man von überall in einer Arena sehen kann.
Wie unterscheidet sich Kostümdesign vom klassischen Modedesign?
Musiker:innen versuchen immer, eine Geschichte zu erzählen. Gerade Sänger:innen sind dabei in der Regel keine visuellen Menschen, sie drücken sich musikalisch aus. Sie brauchen also jemanden wie mich, der ihre Visionen auf eine sehr visuelle Art und Weise in den Fokus rückt. Ich helfe ihnen, die Inszenierung ihrer Geschichte zu realisieren. Das ist es, was wir versuchen. Und: Wir wollen Momente schaffen, die für immer in Erinnerung bleiben.
Was bedeutet das ganz praktisch für Ihre Arbeit?
Es ist eine ganz andere Art des Designs. Für die Bühne kann man viel extremere Ausdrucksformen wählen als für die kommerziell ausgerichtete Modebranche. Natürlich ist die Konstruktion auch eine ganz andere. Die Stücke müssen nicht nur viel mehr aushalten, sie müssen auch zum Teil extrem schnell an- und ausziehbar sein. Manchmal haben Entertainer:innen nur wenige Sekunden Zeit, um auf der Bühne ihre Outfits zu wechseln.
Und irgendwann landen diese Outfits dann in einem Museum, wie den Swarovski Kristallwelten …
Ja. (lacht) Tatsächlich lassen wir das auch in unseren Designprozess einfließen. Mein Team und ich achten darauf, dass unsere Stücke von Museumsqualität sind. Sie sollen nicht nur das Kaliber der Künstler:innen widerspiegeln, sondern auch, wozu ich als Designer fähig bin.
Wie sind Sie bei der Kuration der Ausstellung vorgegangen?
Das erste Mal, dass Swarovski-Kristalle in der Unterhaltungsindustrie verwendet wurden, war 1932 für den Anzug von Marlene Dietrich im Film „Blonde Venus“. Bei der Planung der Ausstellung war das für mich der Ausgangspunkt, bis dahin wollte ich zurückkehren. Ich wandte mich an das Archiv von Marlene Dietrich, das in einem Berliner Museum untergebracht ist – und sie waren begeistert von der Möglichkeit, in die Ausstellung aufgenommen zu werden. Stück für Stück habe ich mich an meine ganzen Kontakte gewandt. Ich besuchte das Elton-John-Archiv in London, das von Liberace in Las Vegas und gefühlt jedes Hollywoodstudio, das man finden kann. Es war quasi wie eine moderne Schatzsuche. Das war alles so faszinierend und hat wirklich großen Spaß gemacht.