Das Team setzte seine Reise in der ukrainischen Hauptstadt, die sich unerwartet lebendig zeigte, fort. Brett Lloyd besuchte einen örtlichen Motorradclub und fotografierte den jungen, stark tätowierten Besitzer, Artem Grot. Vor vier Jahren verlor der 24-jährige nationale Jiu-Jitsu-Meister und Armee-Veteran im Kriegsgebiet seinen linken Fuß. Er nimmt noch heute an Wettkämpfen teil. Zusätzlich kam Brett mit Aufnahmen von verbrannten Autos und schlammigen Gräben zurück, die aus dem Trainingszentrum in Kyjiw, in dem sich die ukrainischen Verteidiger:innen auf ihren Einsatz an der Front vorbereiten, stammten.
Als die Temperaturen in der Ukraine sanken und die Tage düsterer wurden, machten sich Brett und das Team nach Charkiw auf – einer ukrainischen Großstadt, die seit Beginn des Krieges ununterbrochen von russischen Truppen beschossen wird. Groben Schätzungen zufolge ist bereits ein Viertel der Stadt zerstört.
Die Fotografien von Brett Lloyd aus der Ukraine sollen echte Menschen und ihre Geschichten zeigen
Eines Morgens erhalte ich von Marta einen Schnappschuss, der das Team beim Frühstück in einem Straßencafé in Kostyantinivka – einer Industriestadt, die etwa 15 Autominuten von der Front entfernt liegt – zeigt. Das Café gehört einem georgischen Ehepaar, das sich trotz der unmittelbaren Gefahr weigert, zu gehen. Sie wollten bleiben und sich um die ukrainischen Truppen kümmern, die sich auf dem Weg zur Front befanden. In der einstigen Kohleminenhochburg Toretsk, die durch ständigen Beschuss beinahe dem Erdboden gleichgemacht wurde, traf Brett auf einen orthodoxen Priester, der ebenfalls beschloss zu bleiben. Jeden Tag pendelt er zwischen beschädigten Kirchen hin und her – in einigen fehlen Wände und Decken –, um weiterhin seinen Gemeindemitgliedern zu dienen. „Nachdem wir einen militärischen Kontrollpunkt nach dem anderen passierten – es waren insgesamt über 15, glaube ich –, empfing uns in den Dörfern, die wir besuchten, ein starker Gemeinschaftsgeist“, erinnert sich Brett. „Auf den Märkten herrschte reges Treiben … Die älteren Menschen gingen ihrem Alltag nach, kauften ein und besuchten die Kirche. Und das, während im Hintergrund der Krieg tobte. Zu sehen, wie ruhig die Einheimischen blieben, hat auch mich beeinflusst. Ich sah keinen Kummer in ihren Gesichtern – also wollte auch ich weitermachen.“