Was haben Sie gedacht, als Sie sich zum ersten Mal das Video “Wrecking Ball” angeschaut haben?

Ich stand kurz vor einem Herzanfall, als ich meine Patentochter nackt auf der Abrissbirne sah. Mein erster Gedanke: Sie sollte sich etwas anziehen! Auf der anderen Seite war mir bewusst: Miley weiß genau, was sie tut. Mit ihrem Video hat sie ein Statement abgegeben. Sie wollte nicht länger das kleine Mädchen Hannah Montana sein, sondern endlich als Miley Cyrus wahrgenommen werden – eine erwachsene Frau. Ich habe Miley stets dafür bewundert, dass sie die Courage hat, die Dinge auf ihre eigene Art anzugehen. Schließlich habe auch ich immer nach meinen Regeln gespielt.

Auf diese Weise haben Sie Ihren persönlichen Stil entwickelt, den Sie in Ihrem Buch “Behind the Seams: My Life in Rhine stones” nachzeichnen. Wie würden Sie den Dolly-Style beschreiben?

Ich habe nie versucht, irgendwelchen Trends zu folgen und besonders modisch zu sein. In meinem Heimatort gab es eine Frau, die als Tramp galt. Ihre Haare waren wasserstoffblond, ihre Nägel rot lackiert. Sie trug High Heels, einen kurzen Rock und ein tief dekolletiertes Oberteil. Für mich war sie schön. Ebenso haben mich Hollywoodstars wie Mae West beeindruckt. So entstand mein “Country-Girl mit Glamour”-Look. Schon früh habe ich mich für Strass und alles, was glitzert, begeistert. Ich wollte eben selber funkeln und strahlen.

War es Ihnen wichtig, aufzufallen?

Ich denke, wir möchten alle von unseren Mitmenschen gesehen werden. Jede:r will einzigartig sein und ist es auch. Weil ich aus einer großen Familie mit zwölf Kindern stamme, habe ich als Mädchen nicht so viel Aufmerksamkeit gekriegt. Ich wusste zwar, dass unsere Eltern uns alle gleichermaßen lieben, doch ich sehnte mich danach, herauszustechen. Umso mehr habe ich das Interesse genossen, das ich bekam, als ich meine eigenen Songs zu schreiben und zu singen begann. Ich brauchte diese Zuwendung wohl.

Inzwischen sind Sie so populär, dass Sie auf Ihrem neuen Album Gäst:innen von Stevie Nicks über Debbie Harry bis zu Sting zusammenbringen konnten. Wie war es, mit den Beatles „Let It Be“ aufzunehmen?

Einer der Höhepunkte meines Lebens ist es, dass ich mit Paul McCartney, der übrigens auch Klavier gespielt hat, singen durfte. Und Ringo Starr hat Schlagzeug gespielt. Bis heute erinnere ich mich ganz genau an den Moment, als ich zum ersten Mal „I Want To Hold Your Hand“ gehört habe. Nichts hat mich so sehr bewegt wie der Sound der Beatles.

Nicht einmal Elvis Presley?

Als er sich als Musiker etablierte, war ich ungefähr zehn Jahre alt. Gewiss habe ich für Elvis geschwärmt – wie alle. Er war so wild, konnte toll singen und sah unverschämt gut aus. Leider bin ich ihm nie begegnet, dabei wollte er eigentlich meinen Song „I Will Always Love You“ einspielen. Es war geplant, dass ich mit ihm im Studio sein sollte. Bloß rief einen Abend zuvor sein Management an. Man teilte mir mit, Elvis würde keine Songs aufnehmen, an denen er nicht die Rechte hätte. Ich weigerte mich aber konsequent, die Rechte abzutreten. Also hat er mein Lied nicht gecovert. Das hat mich sogar noch Jahre nach seinem Tod geärgert. Deshalb habe ich das Stück „I Dreamed About Elvis“ geschrieben. In meinem Traum ist Elvis zu mir gekommen, wir durchlebten die Situation erneut und haben zusammen „I Will Always Love You“ gesungen.

Dolly Partons neues Album „Rockstar“ ist ab dem 17. November 2023 erhätlich.

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