Kind mit Downsyndrom: Bei der Tochter von Thekla Wilkening wurde bereits vor der Geburt Trisomie 21 entdeckt. Die Schwangerschaft der Unternehmerin war ein Auf und Ab – geprägt von Unsicherheiten und Ablehnung. Feststeht: Ihr Kind soll, wie jedes andere, selbstbestimmt leben dürfen. Ein Erfahrungsbericht.

Toni ist mein zweites Kind. Acht Jahre nach der Geburt meines Sohnes bin ich in einer neuen Beziehung, in einer neuen Stadt, vielleicht sogar ein wenig in einem neuen Leben. Auf jeden Fall aber voller Euphorie, als auf die Andeutungen wachsender Brüste und latenter Übelkeit ein positiver Schwangerschaftstest folgt.

Es wird ein Sommerkind, so wie wir es uns gewünscht hatten. Auf pränatale Untersuchungen verzichteten wir, aber bei einer Regeluntersuchung sagt mein Frauenarzt, die Fruchtwassermenge erscheine ihm hoch, er würde gern in zwei Wochen noch einmal kontrollieren. Gewissenhaft, wie ich bin, nehme ich den Folgetermin wahr, ohne selbst wirklich besorgt zu sein.

Die ersten Befunde des Arztes sorgten für Unsicherheit – erst einige Untersuchungen später herrschte Klarheit

Ich tänzele zum Arzt, weiß ich doch, dass eine Kontrolle auch einen Blick auf meine Tochter bedeuten würde, die bereits fröhlich in meinem Bauch ihre Purzelbäume schlägt. Ich liege im Untersuchungszimmer und beobachte meinen Arzt, dessen Stirn sich in Falten legt, während er mit dem Ultraschallkopf über meinen Bauch fährt. Er sagt, die Fruchtwassermenge sei deutlich erhöht, und auch in ihrem Köpfchen sei zu viel Flüssigkeit im Gehirn.

Ich wische mir das Gel mit einem Tuch vom Bauch, knöpfe meine Bluse zu und folge ihm zum Tisch. Er sagt, er würde jetzt in der Feindiagnostik anrufen, die Befunde müssten dringend von Spezialisten überprüft werden. Ich habe es nicht weit nach Hause, stolpere über die Straßen, bis in unsere Wohnung. Mein Freund ist zu Hause, er fragt, ob alles in Ordnung sei, ich sage, nichts ist in Ordnung. Wenig später klingelt mein Telefon, eine Frauenstimme sagt, der Spezialist wolle mich bald untersuchen.

Immer noch gelten die Einschränkungen der Pandemie, und so warte ich allein ohne meinen Freund in dem Krankenhaus, wo der Feindiagnostiker sitzt. Ich unterschreibe unzählige Zettel, die ich beschließe nicht zu lesen, denn allein vom Überfliegen wird mir schwindelig. Wieder auf der Liege knöpfe ich meine Bluse auf und spüre das kalte Gel und den Schallkopf auf meinem Bauch. Er würde erst mal schauen und messen und erst danach erklären, sagt der Arzt. Ich beruhige mich mit dem Anblick meiner kleinen Tochter, in der 18. Schwangerschaftswoche hat sie eine Größe von etwa 13 Zentimetern. Nach fast einer Stunde bestätigt der Feindiagnostiker die Befunde meines Frauenarztes, die erweiterten Ventrikel, die erhöhte Fruchtwassermenge und Kalk am Herzen.

Um genauere Diagnosen zu stellen, müsse er eine Fruchtwasseruntersuchung vornehmen. Der Schmerz dieser dünnen Hohlnadel, die durch meine Bauchdecke hindurch in die Fruchtblase gestochen wird, ist dumpf und stark, fast existenziell – als würde mein Körper spüren, wie gefährlich diese Untersuchung ist. Eine Schwester ist dabei und stellt über den Ultraschall sicher, dass die Nadel nicht meine Tochter trifft.

Wochen später dann die Gewissheit: „Meine Tochter hat das Downsyndrom“

Die im Fruchtwasser schwimmenden kindlichen Zellen würden nun im Labor untersucht, mir wird eine Broschüre über das Leben mit einem Kind mit Behinderung mitgegeben. Mein Freund wartet vor dem Krankenhaus, und ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Über das Wochenende lese ich ein paar Artikel im Internet, lasse dann aber davon ab, weil alles so unklar ist. Bis ich meine Instagram-App öffne und Posts zum Weltdownsyndrom-Tag sehe, der seit 2006 jedes Jahr am 21. März stattfindet, und mir alles klar wird. Meine Tochter hat das Downsyndrom.

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