Legen Frauen und Männer ihr Geld wirklich unterschiedlich an?

Absolut. Männern und Frauen investieren völlig unterschiedlich. Im Bereich der Aktienanlage haben von allen erwachsenen Männern 7% mehr investiert als Frauen. Für diese deutliche Abweichung gibt es unterschiedliche Gründe, einer davon ist die Vermögensverteilung. Männer sind historisch gesehen eher in Managerpositionen, sind wagemutiger. Die Gesellschaft fängt langsam an, sich hier zu verändern und die alten Rollenmodelle aufzugeben. Aber wir stehen noch am Anfang.

Behavioral Finance, also die Wissenschaft der Verhaltensökonomie, zeigt uns: Frauen sind deutlich ängstlicher, sie brauchen viel mehr Wissen und wollen das Produkt besser verstehen, bevor sie investieren. Viele Frauen denken: Ich darf auf keinen Fall etwas machen, wobei ich mir nicht zu 100 Prozent sicher bin, dass es gelingt. Aber so funktioniert der Markt eben nicht. Und genau aus diesem Grund müssen wir viel mehr Finanzbildung anbieten, um den Frauen die Angst vor dem Investieren zu nehmen.

Dadurch, dass Frauen mehr darüber nachdenken, trauen sie sich weniger zu investieren?

Ganz genau. Sie sind sich unsicherer. Männliche Kunden sagen gerne zu mir mit breiter Brust: „Ich schlage den Markt!“ Frauen sagen so etwas eigentlich nie. Sie sind viel zurückhaltender.

Haben Frauen dadurch einen finanziellen Nachteil?

Absolut. Schauen wir uns nur die Inflation der vergangenen zwei Jahre an. Im Rahmen eines Festgeldes erhält man auf investierte Liquidität aktuell je nach Bank zwischen 0,5% bis 3% Zinsen. Damit konnte die Geldentwertung oder auch Inflation in den letzten zwei Jahren nicht ausgeglichen werden und die Kaufkraft schwindet. Was Frauen häufig nicht bewusst ist: Wenn sie das Risiko scheuen und nicht am Finanzmarkt partizipieren, haben sie einen realen Verlust. Die Rechnung ist ganz einfach: Bei 3% Zinsen und gleichzeitig 7% Inflation hat man am Ende eines Jahres weniger als vorher, nämlich einen realen Verlust von 4 Prozentpunkten. Und das genau ist die Falle, in die Frauen tappen. Sie gehen zwar kein Risiko ein, aber sie müssten mutiger sein, wenn sie nicht einen realen Kapitalverlust erleiden wollen.

Was sollten meine ersten Schritte sein, wenn ich Geld sinnvoll anlegen möchte?

Ich arbeite bei einer Bank, also sage ich natürlich Aktien und Fonds- am besten in Kombination mit einer guten Beratung. Es ist gut zu wissen, dass viele Banken sich nun anders aufstellen und die Belange der Frauen berücksichtigen, zum Beispiel gibt es viele Beraterinnen, die auf das Thema „sicher investieren“ spezialisiert sind. Als Leiterin der Vermögensverwaltung würde ich mein Geld natürlich in eine gut diversifizierte Vermögensverwaltung oder Fonds geben. Damit muss man sich auch gar nicht selbst beschäftigen, sondern gibt das in professionelle Hände. Natürlich fragt jede Bank erst einmal die Rahmenbedingungen ab: wie viele Aktien, Renten, Alternativinvestment (das wollen Frauen so gut wie nie) und wie sieht das Risikoprofil aus – alles wird gemeinsam erarbeitet und besprochen. Mit diesen Rahmenbedingungen versuchen wir als Vermögensverwalter, das Beste für unsere Kund:innen herauszuholen.

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