Die neue Ausstellung „Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century“ in Berlin zeigt die schönsten Bilder der (Mode-)Fotografie – aus dem Archiv von Condé Nast.

Condé Montrose Nast, geboren 1873, war ein Mann mit gutem Riecher. Im Jahr 1909 beschloss er, ein damals kleines New Yorker Society-Magazin aufzukaufen – mit großen Ambitionen. „Als Condé Nast die VOGUE 1909 kaufte, war sie keineswegs das wichtigste Modemagazin weltweit; er hat die Zeitschrift erst dazu gemacht, indem er die besten Illustrator:innen und innovativsten Fotograf:innen einstellte“, so Matthias Harder, Direktor und Kurator der Berliner Helmut Newton Stiftung, in der seit heute (15. Februar 2024) die Ausstellung „Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century“ läuft.

Die Show, die 2023 in Venedig debütierte, zeigt knapp 250 Fotografien und Illustrationen aus dem Verlagsarchiv von Condé Nast, entstanden zwischen 1910 und den späten 70er-Jahren. „Diese Fotos sind sowohl Zeitdokumente, die uns helfen, das vergangene Jahrhundert zu verstehen, als auch wahre Kunstwerke“, meint Matthieu Humery, Co-Kurator der Ausstellung und Berater der Pinault Collection, die kürzlich einen großen Schwung an Werken aus dem Condé-Nast-Archiv erwarb.

Diese Bilder zeigt „Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century“

Unter den in der Ausstellung chronologisch präsentierten Bildern befinden sich Illustrationen und Fotografien der großen Schöpfer ihrer jeweiligen Zeit. Spielten anfangs Modeillustrationen noch eine große Rolle als Verkaufsargument aufgrund ihrer Farbigkeit, wurden sie ab den 1920er/30er-Jahren immer mehr von Fotografien abgelöst. Condé Nast selbst betrachtete dieses Medium immer als Kunstform. Schon 1922 nahm er Edward Steichen unter Vertrag, einen frühen Pionier der Modefotografie, der auch die größten Namen seiner Zeit, von Greta Garbo bis Winston Churchill, inszenierte. Aus den 1940ern zeigt “Chronorama” unter anderem Werke von Lee Miller, die für VOGUE auch als Kriegsfotografin im Einsatz war.

1943 wurde Alexander Liberman zum künstlerischen Direktor von VOGUE. Er stellte unter anderem Irving Penn als Fotografen an, der sich für viele ikonische VOGUE-Fotografien verantwortlich zeichnet, aber auch Frances McLaughlin-Gill – die erste weibliche Vertragsfotografin des Magazins.

In den 1950ern kommen erste Farbfotografien hinzu, in den 60ern schlagen sich die großen gesellschaftlichen Umbrüche auch in einer veränderten Art der Fotografie nieder (weniger Spielerisches, mehr Nahaufnahmen), in den 70ern lässt sich vor allem ein Shift in der Darstellung der Frauen erkennen – auch durch die Art, wie Helmut Helmut Newton sie fotografierte. In der Newton Foundation werden anlässlich der “Chronorama”-Ausstellung übrigens derzeit auch einige Newton-Prints ausgestellt, die sich noch nicht einmal im Stiftungsarchiv befinden.

Zeugnisse der Zeit

„Überraschend ist für mich, welche unterschiedlichen Themen in den früheren Condé-Nast-Zeitschriften, vor allem in VOGUE, parallel behandelt wurden“, erzählt Matthias Harder. „Es ist nicht nur die Mode, es sind auch Interieurs, Stillleben und Architektur, Porträts und journalistische Fotografie, die das ganze Spektrum des Zeitgeschehens abbilden.“ Auch Humery zeigt sich von der Sammlung, mit der er sich seit Jahren beschäftigt, immer wieder überrascht. „Wenn ich mir etwa Edward Steichens Porträt der Schauspielerin Winifred Lenihan von 1924 ansehe, bin ich überwältigt von der Modernität dieses Fotos, das vor einem Jahrhundert entstand“, erzählt er. Entdecken auch Sie Ihr Lieblingsbild!

„Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century“ läuft bis zum 20.5.24 in der Helmut Newton Foundation Berlin.

Einblick ins Condé-Nast-Archiv: Auch diese Bilder sind Teil der “Chronorama”-Ausstellung in Berlin

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