Im Juni 2024 ist Hunter Schafer Covermodel der deutschen und italienischen VOGUE – die Titelstory.

„Ich bin so aufgeregt wegen dieser Strecke! Ich glaube, das war einer meiner liebsten Fotoshoots überhaupt.“ Wenn Hunter Schafer sich für etwas begeistert, und das ist nicht selten, dann mit Haut und Haaren. Im Gespräch neigt sie dann zu plötzlichen Ausrufen, in ihrem Blick ist diese Art ehrliche, ansteckende Aufregung zu erkennen, die man sonst selten außerhalb von Kinderaugen findet. „Was für eine glückliche Fügung, dass es sich dabei auch noch um mein erstes VOGUE-Cover handelt. Und ich konnte es zusammen mit meinen Freund:innen machen, die ich kenne, seit ich Teenager bin! Dara und Ethan und Sonny und Fern… Alle waren am Set, ich habe mich super wohlgefühlt.“ Schafer bezieht sich auf ihre langjährige Freundin und Stylistin Dara Allen, deren Assistenten Fern Cerezo, den Fotografen Ethan James Green sowie den Hair-Stylisten Sonny Molina. Für diese VOGUE-Coverstrecke haben sie, zusammen mit dem weiteren Team, im Frühjahr einen Ausflug nach New Jersey unternommen, anderthalb Stunden außerhalb New Yorks, und dort in dem Midcentury-Haus eines ortsansässigen Pärchens fotografiert. Die Bilder, auf denen Hunter Schafer scheinbar dabei beobachtet wird, wie sie zu Hause alltägliche Dinge verrichtet, wirken fast wie Standbilder aus einem Film – und stehen damit genau für die Art von kreativem Crossover, in dem Schafer sich zu Hause fühlt.

Hunter Schafers Werdegang – vom Aktivismus in die Schauspielerei

Hunter Schafer, geboren 1998 in North Carolina als Älteste von vier Geschwistern, wurde ursprünglich wegen ihres Aktivismus bekannt. Mit 17 war sie die jüngste Klägerin in einem Rechtsstreit gegen ein geplantes Gesetz ihres Heimatbundesstaates, das unter anderem vorsah, dass trans Schüler:innen in Bildungseinrichtungen die Toiletten ihres bei der Geburt identifizierten biologischen Geschlechts benutzen müssen. Schafer erlangte für ihren Einsatz überregionale Bekanntheit und schrieb anschließend unter anderem für Teen Vogue einen Meinungsartikel über den Kampf von trans Teenager:innen und ihre eigenen Erfahrungen als Betroffene, die selbst mit 14 ihre Transition begann.

Kurz nach ihrem Hochschulabschluss begann Schafer als Model zu arbeiten – ein guter Weg, um der Borniertheit North Carolinas zu entkommen. Mit 19 Jahren bewarb sie sich ohne jegliche Schauspielerfahrung für eine Rolle in „Euphoria“ – und wurde genommen. Die HBO-Produktion, die die Lebenswelt und psychischen Herausforderungen der Gen Z feinfühlig und schonungslos düster darstellt, wurde zur Kultserie. Schafers Darstellung der freigeistigen Jules Vaughn, die sich in die drogensüchtige Rue Bennett, gespielt von ihrem Co-Star Zendaya, verliebt, wurde von Fans nahezu obsessiv gefeiert.

Durchsichtiges T-Shirt mit Rollkragen, florale Shorts, Strumpfhose mit Karomuster und metallische Slingbacks, alles von PRADA.

Foto: Ethan James Green. Styling: Dara. Haare: Sonny Molina. Make-up: Aaron de Mey

Als während der Corona-Pandemie die Dreharbeiten zur zweiten Staffel gezwungenermaßen zum Erliegen kamen, fing Schafer an, auch Drehbuch zu schreiben. Zusammen mit dem „Euphoria“-Schöpfer Sam Levinson schrieb sie eine Spezialfolge und verarbeitete darin auch viel Biografisches. „Das war so eine erfüllende Erfahrung. Ich habe mich wirklich ins Schreiben verliebt“, erzählt sie. Seit 2022 hat sie außerdem als Regisseurin zwei Musikvideos gedreht und war dafür auch im Szenenbild tätig.

Lernen durch Zuschauen: Hunter Schafer, die multitalentierte Autodidaktin

Hunter Schafer, die die Schule immer gehasst hat, ist sehr schnell und sehr gut darin, zu lernen. Wie nähert sie sich solch neuen Disziplinen? „Ich habe das Gefühl, dass ich beobachten und davon umgeben sein muss. Ich glaube nicht, dass ich darauf vorbereitet gewesen wäre, bei meinem ersten Musikvideo vor ein paar Jahren Regie zu führen, wenn ich den Macher:innen von ‚Euphoria‘ in den ersten beiden Staffeln nicht so nahegestanden hätte“, meint Schafer. „Sam Levinson war in vielerlei Hinsicht wie ein Mentor für mich. Er hat mir gezeigt, wie alles funktioniert, es war für mich wie kostenloser Unterricht! Es ist eine Menge Arbeit, aber als es so weit war, wusste ich, dass ich bereit bin. Das Gleiche gilt für das Schreiben; ich hätte nicht einfach so damit anfangen können. Ich habe jetzt Jahre damit verbracht, Drehbücher zu lesen und zu verstehen, wie sie funktionieren und so weiter. Es geht also darum, Zeit mit einer Art von Arbeit zu verbringen und sie zu absorbieren, bis ich das Gefühl habe, in der Lage zu sein, ihre Formate oder was auch immer zu reproduzieren.“

Verspieltes Boho-Minikleid von ISABEL MARANT. Kette von MESSIKA. Schuhe und Socken, wie zuvor.Foto: Ethan James Green. Styling: Dara. Haare: Sonny Molina. Make-up: Aaron de Mey

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